Die Tourismusbranche hat in den letzten Monaten weltweit stark unter der Covid-19-Pandemie gelitten. Einige Länder haben die Auswirkungen jedoch noch stärker zu spüren bekommen, insbesondere diejenigen, die stark vom Tourismus abhängig sind.
Der italienische Tourismus zum Beispiel ist für den Staatshaushalt von entscheidender Bedeutung, und so brachten all die Sperrungen und Einschränkungen das europäische Land in ernste Schwierigkeiten. Aber wie ernst ist die Lage? Und gab es im Laufe des Sommers einige Verbesserungen?
Positive Sommersaison reicht nicht aus
Nach Angaben der Beobachtungsstelle für die Tourismuswirtschaft der italienischen Handelskammern können die guten Ergebnisse des Sommers für den italienischen Tourismus die Verluste, die der gesamte Sektor im ersten Teil des Jahres erlitten hat, nicht ausgleichen.
Insgesamt verzeichnete die Sommersaison einen deutlichen Aufschwung mit einem durchschnittlichen Anstieg der Übernachtungen um etwa 30 % im Vergleich zu 2020.
Die Entwicklung im Juni und Juli war signifikant (+ 40 %), während sich das Wachstum im August (+ 22 %) stabilisierte und im September (+ 6 %) ein eher verhaltener Anstieg zu verzeichnen war.
Außerdem haben die italienischen Beherbergungsbetriebe zwischen Juni und September durchschnittlich 58 % der verfügbaren Zimmer verkauft, was eine deutliche Verbesserung gegenüber 2020 darstellt, mit einem Höhepunkt im August, als die durchschnittliche Belegungsrate 84 % erreichte.
Die ersten neun Monate des Jahres verzeichneten jedoch einen Rückgang von 40 % im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019, so dass das Jahr 2021 mit einem begrenzten Wachstum von + 2 % abschließen wird.
Venetien wächst beeindruckend, Kunststädte weniger
Regional betrachtet lag die Nachfrage im italienischen Tourismussektor in fast allen Regionen Süditaliens (Sizilien und Sardinien + 39 %, Apulien und Kampanien rund + 33 %) und in einigen Gebieten des Nordens (Venetien und Lombardei verzeichneten ein durchschnittliches Wachstum von 37 %) deutlich über dem nationalen Durchschnitt.
Besonders hervorzuheben ist die Leistung von Venetien. Von Juni bis August kamen über 35 Millionen Besucher in die Region, fast so viele wie im gesamten Jahr 2020.
Das soeben zu Ende gegangene Sommerquartal hält auch einem Vergleich mit dem gleichen Quartal des Jahres 2019 stand, das aus touristischer Sicht ein Ausnahmejahr war. Mit mehr als 31 Millionen Gästen gegenüber 38 Millionen in der Zeit vor der Pandemie (-17,9 %) kann man sagen, dass der Aufschwung bereits begonnen hat.
Der Aufschwung des italienischen Tourismus war in den Gebieten mit der höchsten Dichte an Kunststädten (Latium und Toskana) stärker ausgeprägt.
Es ist zwar festzustellen, dass sich die Zahlen in Städten wie Rom und Florenz verbessern (40 % bzw. 50 % Hotelauslastung), aber sie sind noch weit von den Werten vor der Pandemie entfernt, als beide historischen Städte eine Auslastung von fast 80 % verzeichneten.
Das Ausbleiben internationaler Reisender ist ein schwerer Schlag
Dennoch ist klar, dass die Situation immer noch sehr problematisch ist. Eines der größten Probleme des italienischen Fremdenverkehrs ist die geringe Zahl internationaler Touristen, die normalerweise weit über 50 % der Touristenpräsenz ausmachen.
Dieses Fehlen wirkt sich vor allem auf das Luxussegment aus. Generell ist der internationale Tourismus immer noch stark rückläufig, was sich vor allem in den Kunststädten bemerkbar macht.
Die ersten Anzeichen im August waren besser als 2020, aber immer noch sehr weit von 2019 entfernt. Im September, der traditionellen Hochsaison für die Kunststädte, war der europäische Tourismus immer noch sehr gering, und obwohl US-Reisende auftauchten, kommen die Daten kaum an den Januar vor der Pandemie heran.
Der Grund dafür ist auch die Tatsache, dass einige für die großen Kunststädte wichtige Märkte noch immer - und noch für längere Zeit - für den Reiseverkehr völlig geschlossen sind. Dies gilt für China und Russland, aber auch für Indien und andere für den italienischen Tourismus wichtige Quellmärkte.
Ein Rezept zur Überwindung der Krise
Was ist also der Ausweg aus dieser schwierigen Situation? Experten weisen darauf hin, dass die Unternehmen der Branche neue Markttrends beobachten und antizipieren müssen.
Sie müssen einen Weg finden, der den neuen Anforderungen der Reisenden gerecht wird, und sich auf die neuen Bedürfnisse der Welt nach dem Ende des Kalten Krieges einstellen.
Es wird immer wichtiger werden, das touristische Produkt nachhaltig, ganzjährig, flächendeckend und mit einem immer vielfältigeren Angebot nutzbar zu machen.