US-Zölle auf kanadische Waren haben die Wirtschaft ziemlich durcheinandergebracht – das merkt man in verschiedenen Bereichen. Der kanadische Dollar, der im Vergleich zum US-Dollar an Wert verloren hat, wirkt sich in den meisten Fällen bremsend auf das Wachstum aus, könnte aber paradoxerweise den Tourismus beleben. Ein schwächerer Dollar macht Kanada für internationale Reisende attraktiver, während er zugleich Kanadier eher davon abhält, weit weg zu reisen.
Schaut man sich die einzelnen Faktoren im Tourismussektor an, fällt auf, dass es so gar nicht kompliziert ist: Rund 21 % entfallen auf Transport, 27 % auf Übernachtungen, etwa 16 % auf Verpflegung und die restlichen 36 % auf allerlei Aktivitäten. Diese Bereiche summieren sich zu ungefähr 1,55 % des nationalen BIP – ein eher kleiner, aber spürbarer Anteil. In den ersten drei Quartalen 2024 waren fast 669.000 Kanadier in diesem Bereich tätig; das entspricht etwa 3,3 % der Erwerbstätigen – interessant, oder?
Der Tourismus lebt letztlich von einer Mischung aus heimischer und internationaler Nachfrage. Angesichts der engen Nachbarschaft zu den USA überrascht es kaum, dass fast 78 % der Besucher im Jahr 2023 aus den Vereinigten Staaten kamen, obwohl deren Ausgaben lediglich rund 50,7 % des Gesamtbetrags erreichten. Wahrscheinlich bleiben viele der Amerikaner nur ein paar Stunden für einen Tagesausflug – und so zeigt sich auch, dass Ontario zwischen Januar und November 2024 etwa 47 % der internationalen Besucher anzog, gefolgt von British Columbia und Quebec. Gleichzeitig stammt etwa 76 % der gesamten Touristennachfrage aus dem inländischen Sektor, was beweist, dass Kanadier selbst einen großen Anteil an diesem Geschäft haben.
Blickt man auf das Jahr 2025, dann ist das Bild zwar etwas zwiespältig, aber dennoch von vorsichtigem Optimismus geprägt. Vor der Pandemie erlebte der kanadische Tourismus fast ein Jahrzehnt lang stabiles Wachstum – dann kam dieser harte Lockdown, und obwohl der Sektor sich langsam wieder erholt, erreicht er noch nicht ganz das alte Niveau. Hier spielt – wie so oft – der Wechselkurs eine Schlüsselrolle: Ein schwächerer Dollar zieht mehr US-Touristen an, weil Reisen nach Kanada im Allgemeinen günstiger werden; im gleichen Atemzug erhöht er aber die Kosten für Kanadier, die ins Ausland wollten, was sie eher dazu bringt, in der eigenen Region zu bleiben.
Seit über 40 Jahren lässt sich ein markanter Trend beobachten: Wenn der US-Dollar stark ist, neigen internationale Touristen dazu, mehr Geld auszugeben – und ehrlich gesagt, dann reisen Kanadier seltener ins Ausland. Die genauen Auswirkungen auf Kanadas Tourismuseinnahmen sind jedoch nach wie vor etwas unklar. Im inländischen Bereich scheint der Tourismus stärker von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage beeinflusst zu werden als nur von Währungsschwankungen. Selbst wenn ein schwächerer Dollar Auslandsreisen weniger attraktiv macht, hängt das tatsächliche Ausgabenverhalten immer auch von der Konjunktur ab.
Zusammengefasst herrscht für 2025 ein vorsichtiger Optimismus im Tourismussektor. Ein abgewerteter Dollar könnte durchaus dazu beitragen, mehr ausländische Gäste anzulocken und diese dazu zu bewegen, mehr Zeit – und letztlich auch mehr Geld – in Kanada auszugeben. Letztlich wird jedoch die Gesamtentwicklung der kanadischen Wirtschaft das finale Ergebnis bestimmen. Die heimischen Reisen der Kanadier bleiben dabei das Rückgrat des gesamten Sektors. Fällt dieser Bereich gerade in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten etwas aus, wird die Branche sicher deutlich zu spüren bekommen – dennoch scheint der Anstieg internationaler Besucher ein willkommener Aufschwung zu sein.